Das Wort zum Sonntag

24. Sonntag 2025 Fest Kreuzerhöhung
StiftskircheZu jedem der heutigen Anlässe ein paar Sätze: 1. Kirchlich ist heute das Fest KREUZERHÖHUNG: es ist das Zeichen, das uns verbindet, weil es keine größere Liebe gibt als die Lebenshingabe Jesu; Zeichen, es ist das Zeichen, das die Kindergartenkinder schon lernen und das wir den Sterbenden oder Verstorbenen noch auf die Stirn zeichnen. Meine 1. Erinnerung – was Religion und Glaube betrifft – ist, dass mir Vater und Mutter das Kreuzerl auf die Stirn gezeichnet haben.2. Vor 50 Jahren habe ich am 14. September meine Profess abgelegt. Hier möchte ich heute noch einmal allen danken, die mir das Gymnasium ermöglicht haben (bes. meiner Familie, die die ziemlich hohen Kosten bewältigen musste), auch allen, die mich unterstützt haben, Priester zu werden. – Im Kloster hab ich mich immer sehr wohl gefühlt. Ich wollte ursprünglich Weltpriester werden, war auch schon in Linz angemeldet, habe aber dann hier wirklich die Heimat gefunden.3. Wir werden heute als Klimabündnispfarre ein neues Dekret bekommen, um uns weiterhin für die Schöpfung nach Kräften zu engagieren. Die Erde hat Fieber, überhöhte Temperatur. Ich verzichte gern auf manche Annehmlichkeiten – der Umwelt zuliebe, denn als Österreicher habe ich schon mehr CO2 verbraucht als andere Erdenbürger; daher bin ich es m.E. der Erde und den Mitmenschen schuldig, mich einzuschränken.4. Heute beende ich den Dienst in der Stiftspfarre. Warum? Ich hatte immer den Grundsatz, nach etwa 10 Jahren wieder zu wechseln. 18 Jahre bin ich nun hier, mit den Kaplansjahren 21 Jahre. – Ein neuer Abt, die Gründung der Pfarre Tassilo sowie die Gründung der Pfarre Almtal im Jänner sind für mich ein passender Zeitpunkt. Es ist ein interessanter Versuch, wenn der Prior des Klosters auch für die Pfarre Verantwortung übernimmt. Die Leitung der Pfarrgemeinde – Pfarrgemeinderat, Seelsorgeteam – genießt das volle Vertrauen, sehr gut für die Pastoral hier in Kremsmünster zu sorgen. Die Großpfarre TASSILO schaut ebenso drauf, dass es gut weitergeht.5. So bleibt mir nur, DANKE zu sagen: allen, die mit ihren Talenten Verantwortung übernehmen; allen die in der Kirche mitmachen, die die Kerngemeinde bilden und das Gemeinschaftsleben lebendig erhalten. Es ist ähnlich wie im Umkreis Jesu – da gab`s den Kern, die 12, und rundherum die 72, die auch dazugehörten. Es ist großartig, wenn viele immer da sind, aber auch gut, wenn man sich wenigsten grundsätzlich dazugehörig fühlt und mitmacht, soweit man kann. – Danke den vielen Gruppierungen der Pfarrgemeinde, der Marktgemeinde Krm (auch für den Ehrenring vorgestern), danke den Vereinen und so vielen Unterstützern. – Meine Wohnung wird weiterhin hier im Stift sein – bei Bedarf oder Wunsch, bin ich auch gern zu diversen Anlässen zur Stelle; bereits in 5 Wochen, am 19. Oktober beim Afrikafest, zu dem ich jetzt schon alle einlade (um 9 h in der Stiftskirche, bzw. 11.30) – da wird auch berichtet, wie die Traktoren und Geräte eingesetzt werden, die unsere Pfarre einer Diözese in Nigeria gespendet hat….
23. Sonntag 2025
Ich möchte darüber nachdenken, was „Kreuz“ alles bedeuten kann: in der Antike war
es nur Zeichen für Schande und Grausamkeit, seit Paulus bzw. Kaiser Konstantin
wurde es immer mehr Symbol für Erlösung, Freiheit, Sieg. Bei einem kurzen
Rundgang durch die Kirche Kirchberg hab ich über 20 Kreuze in der Kirche gezählt,
dazu weit über 300 weitere Kreuze auf dem Friedhof rund um die Kirche.
Zuerst denke ich beim Wort „Kreuz“ einmal an die Wirbelsäule, die wir als Kreuz
bezeichnen. Viele haben ja Kreuzweh... Die Wirbelsäule muss täglich das
Körpergewicht und alle Lasten der Arbeit tragen. Die Aufforderung Jesu, sein Kreuz
zu tragen, meint wohl: das was mir der Herrgott zumutet, anzunehmen im Vertrauen,
dass Er mir tragen hilft. Freilich – oft hab ich keine Antwort darauf, dass manchen
Menschen sehr viel zugemutet wird.
Oftmals verwenden wir im alltäglichen Leben dieses Zeichen: In manchen
christlichen Haushalten wird ein neuer Laib Brot mit 3 Kreuzerl gesegnet, die man
mit dem Messer auf den Brotrücken zeichnet, bevor man den Laib oder Strutzen
anschneidet. Der Apostel Paulus fordert uns ja dazu auf, dass alles, was wir in
Worten und Werken tun, im Namen Jesu, des Herrn geschehen soll.
Der Theologe Tertullian schrieb im Jahr 211: „Bei jedem Ausgang und Fortgang,
beim Kleideranlegen und Schuhanziehen, vor dem Bad, wenn wir zu Tische gehen,
wenn wir uns hinsetzen oder zu Bett gehen, bezeichnen wir die Stirn mit dem
Zeichen des Kreuzes.“ Damals war das ein öffentliches Bekenntnis zu Christus, das
manche mit dem Leben bezahlen mussten.
Kaiser Konstantin verwendete als 1. Römischer Herrscher dieses Zeichen als
Schmuck auf den Soldatenschildern bei der Schlacht an der Milvinischen Brücke
(312). Vorher hatte er in einem Traum die Worte vernommen: in diesem Zeichen
wirst du siegen!
In Südtirol stellte man immer in Sichtweite Wegkreuze auf, um bei der schweren
Arbeit auf den steilen Hängen sich dessen zu erinnern, der am eigenen Leib die Last
der Menschheit mitgetragen hat und mitträgt.
Laut Neuem Testament ist 1 Mensch sicher im Himmel, nämlich ein Verbrecher, der
neben dem Kreuz Jesu hing: („Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“)
Das Kreuzzeichen ist zum Symbol für Vergebung geworden. Bekannt ist die
Erzählung von König Ludwig dem XIV., dem es gelang, eine gegen ihn geplante
Verschwörung aufzudecken. Er ließ von einem seiner Getreuen eine Liste anfertigen
mit den Namen aller, die an der Verschwörung beteiligt waren. Jener Mann
verwendete eine Liste des gesamten Hofpersonals und zeichnete vor den Namen der
Schuldigen ein Kreuzerl. Als Ludwig die Liste zur Hand nahm, rief er entsetzt aus:
„Was haben Sie da getan? Bedeutet das Kreuzzeichen nicht Begnadigung? Sie haben
es mir unmöglich gemacht, die Leute zu bestrafen!“ Das entspricht sicher der
Absicht Jesu, wie es in der Bergpredigt oder im Vater unser zum Ausdruck kommt:
auch wir sollen den Schuldnern vergeben!
Wenn wir das große Kreuzzeichen machen, werden zuerst die Gedanken (Stirn), die
Gefühle (Bauch), das Unbewusste (linke Seite) und unser bewusstes Handeln (rechte
Seite) gesegnet. So stellen wir uns mit diesem Zeichen immer auf die Sieger-Seite
Jesu Christi.
Das Turmkreuz der Kirchberger Kirche, der Mutterkirche des Kremstales, möge
weiterhin weit sichtbar ein Zeichen sein, dass hier glaubende, hoffende, liebende
Menschen leben.
22. Sonntag 2025
Wahrscheinlich hat keiner von uns jemals eine Blinde und Lahme zum Geburtstag eingeladen (außer solche aus dem Freundeskreis). Dieses Jesuswort ist – wie so oft – eine Provokation, eine sog. „Verstörung“ der Zuhörer. Er hat wollte sie zum Nachdenken zwingen: Leute, denkt einmal ganz neu, vergesst das Bisherige, probiert einmal etwas Ungewöhnliches! Warum? Weil Gott ganz anders ist als Ihr Ihn Euch vorstellt. Und daran sollt Ihr Euch gewöhnen. Und „Reich Gottes“ bedeutet: ein neues Zusammenleben – Letzte werden Erste, keine Hierarchie, keine Titel, keine Menschen 2. Klasse. Jede Religion will die Menschen dazu führen, die Prioritäten richtig zu setzen. Denken wir an Dominosteine: der 1. Stein bringt alle anderen in Bewegung. Wenn der 1. Stein z.B. das Vergnügen ist, dann wird das alle Bereiche des Lebens beeinflussen (wofür ich Geld ausgebe, wie ich Mitmenschen behandle, wie ich die Freizeit gestalte etc.). Vor 3 Tagen haben wir den hl. Augustinus gefeiert (+ 430 in Nordafrika): aus seinen vielen Schriften ist ein Zitat weltberühmt: LIEBE, UND TU WAS DU WILLST! Wenn also der 1. Stein LIEBE ist, wenn ich mein ganzes Tagewerk unter diesem Aspekt plane und tue, dann wird jede einzelne Tat mit Liebe erfüllt sein. Gott lädt ausnahmslos alle zum ewigen Fest der Glückseligkeit in seinem Reich ein. Er zieht keinen vor und setzt keinen zurück. Alle gleich.
Damals galten Leidende als verfluchte Sünder. Sie wurden zum Beispiel nicht in die Gemeinschaft der Mönche am Toten Meer (in Qumran) aufgenommen; denn diese Mönche sahen sich als die „Reinen“ und glaubten, sie würden von Gott bevorzugt. Der heutige Text ist eine wohltuende Klarstellung: die die sich als „Letzte“ fühlen, sind die Lieblinge des göttlichen Vaters. In der Kirche bräuchte es eigentlich keine Titel, keine Prunkgewänder. Freilich – vielen Leute – auch aus dem Volk und in den Medien – gefällt das, wenn die Obrigkeiten schöne Kleider tragen. Aber zumindest soll niemand an solchen Äußerlichkeiten hängen. Wer in der Kirche ein Amt innehat, ist einzig und allein zum Dienen bestellt.
In der Eucharistiefeier nehmen wir Platz an Gottes Tisch. Am Tisch Gottes gibt es keine Herren, sondern nur Diener. Wenn wir die Heilige Kommunion empfangen, soll uns ein Licht aufgehen, wer in diesem Brot zu uns kommt: Der, der von sich gesagt hat: Ich bin gekommen, um zu dienen. Morgen beginnt der sog. Schöpfungsmonat. Dieser ist eng mit dem verstorbenen Papst Franziskus verbunden, dem die Schöpfung ein so großes Anliegen war, der selbst äußerst bescheiden gelebt und auch den Klerus immer wieder ermahnt hat, auf Äußerlichkeiten, Titel und klerikales Getue zu verzichten. Im Schöpfungsmonat werden wir ermutigt, Genügsamkeit zu praktizieren, der Umwelt und den kommenden Generationen zuliebe.
Im Reich Gottes gibt es weder Eminenzen noch Exzellenzen.
Im Reich Gottes gibt es weder hochwürdige Herren noch ehrwürdige Schwestern.
Im Reich Gottes gibt es weder geistliche Würdenträger noch eine Hierarchie.
Im Reich Gottes gibt es weder Ränge noch Ehrenplätze.
Im Reich Gottes gibt es weder Prominenz noch Oberschicht.
Im Reich Gottes gibt es weder Hautevolee noch Schickeria.
Im Reich Gottes gibt es weder Oben noch Unten, weder Vorne noch Hinten.
Im Reich Gottes gibt es Geschwister der großen Gottesfamilie.
Beim Gastmahl Gottes
Beim Gastmahl Gottes ist Platz für alle,
beim Gastmahl Gottes ist jeder wichtig.
Da kommt es nicht auf die Dinge an,
die sonst im Leben so bedeutend scheinen:
Ob jemand reich ist oder arm,
beliebt oder nur geduldet,
stark oder schwach, gesund oder krank.
Beim Gastmahl Gottes ist Platz für alle,
beim Gastmahl Gottes ist jeder wichtig.
Ich muss vor Gott nichts leisten,
aber ich darf viel von ihm empfangen.
Gott hat einen Blick
für die Leidenden und Schwachen.
Beim Gastmahl Gottes ist Platz für alle,
beim Gastmahl Gottes ist jeder wichtig.
So hat Gott jetzt den Tisch bereitet,
um Mahl zu halten, er mit mir.
So, wie ich bin, nimmt er mich an.
Er sagt zu mir: Freund, rück hinauf!
Nimm! Iß! Dies Brot, das bin ich selbst,
das ist das Leben, das Leben für dich.
Beim Gastmahl Gottes ist Platz für alle,
beim Gastmahl Gottes ist jeder wichtig.
21. Sonntag 2025
„Herr, werden nur wenige gerettet?“ Auf diese Frage wird keine Antwort gegeben. Denn
die Antwort gibt jeder Mensch selbst durch sein Handeln. Die Tür steht für jeden offen.
Entscheidend ist: sich vor allem Unrecht zu hüten!
Woher kommt nun die Aussage über das enge Tor, durch das wir gehen sollen? In den
Stadtmauern Jerusalems gab es eine kleine Pforte, für Fremde unbekannt, durch die man in
die Stadt gelangen konnte, wenn man sich verspätet hatte und die offiziellen Tore bereits
verschlossen waren. Eingelassen wurde aber nur, wer dem Türhüter bekannt war.
Darauf nimmt also das heutige Jesuswort Bezug, und die Frage, die gestellt wird: Kennt
mich der Türhüter – d.h. Entspreche ich den Erwartungen, die Christus an seine Freunde
hat?
Bei Aktenzeichen XY-Ungelöst gibt’s oft ein Täterprofil, eine Beschreibung des
Übeltäters. Machen wir heute das Gegenteil: ein Wohltäter-Profil, eine
Personenbeschreibung, wie ein Christ aussieht, sodass er klar als solcher erkannt wird.
Mutter Theresa hat gern gesagt: auf den 5 Fingern einer Hand kann man aufzählen, was
einen Christen ausmacht: DAS HABT IHR MIR GETAN! - Unsere Entschlossenheit zu
helfen, das Leben zu teilen, unsere Talente einzusetzen, das macht uns zu Verwandten und
Freunden des Herrn.
Hätte es vor 20 Jahrhunderten schon Fußball gegeben (Fußball wird erst seit 1863 offiziell
gespielt), hätte Jesus Christus vielleicht die Worte von der breiten Straße und vom engen
Tor so oder ähnlich gewählt: So wie eine Elfermannschaft versucht, den Ball ins kleine Tor
zu bringen, sollt Ihr 12 (die Apostel) voll zusammenspielen, um Eure Bälle ans Ziel zu
bringen! Welche Treffer braucht es heute ins enge Tor? Wir müssen den Ball der
Menschlichkeit, der Solidarität nach vorne bringen: Papst Franziskus hat vor ein paar
Jahren sich an eine italienische Partei gewandt und gewarnt: ich höre immer nur wir, wir,
wir zuerst! Es geht um die gesamte Menschheit! – Wir müssen den Ball der
Schöpfungsverantwortung weit nach vorn schießen, damit die Naturzerstörer ausgebremst
werden und die Menschheit, die Erde nicht das Spiel verliert.
Eng ist die Tür, schmal ist der gute Weg. Auf einen Berggipfel hinauf führt keine Straße.
Ich bewundere alle, die es auf sich nehmen, jemanden zu pflegen; alle, die sich
ehrenamtlich engagieren in Gesellschaft und Kirche; alle die ihren Besitz, ihr Vermögen
teilen anstatt alles nur für sich zu verwenden; alle die in schwierigen Situationen
durchhalten anstatt davonzulaufen... Es gibt die Steigerung: Unrecht soll absolut
vermieden werden. Sich an das Recht halten ist der Normalfall. Ge-recht handeln bedeutet,
mehr zu tun, als von einem verlangt wird.
20. Sonntag 2025
„Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern Spaltung!“ Ein Wort, das man Jesus kaum zutrauen würde, hat er doch die selig gepriesen, die Frieden stiften. Wenn jemand aber konsequent seine christliche Überzeugung lebt, sind Konfrontationen oft unausweichlich. 4 Beispiele von Personen, die in diesen Tagen (Mitte August) gefeiert werden. Als ersten Agapitus, der morgen Namenstag hat. In einem alten Dokument heißt es: Agapitus, der mit 15 Jahren Jesus Christus glühend liebte, wurde auf Befehl des Kaisers Aurelian gefangen genommen, ausgepeitscht, den Löwen vorgeworfen und erlangte schließlich durch das Schwert die Krone des Martyriums. – Seine Gebeine werden hier im Stift aufbewahrt, am 18. August legen die Mitbrüder für gewöhnlich die Profess ab – morgen wird sich P. Christian Mayr durch die feierlichen Gelübde für immer ans Kloster binden.Eine 2. Person, eher unbekannt: Maria Terwiel; sie wäre unter heutigen Umständen eine Karrierefrau gewesen. Sie war Jusstudentin in den 30er-Jahren, die mit ihrem Verlobten, einem Zahnarzt, beschlossen hatte, Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten. Maria tippte auf der Schreibmaschine Flugblätter gegen die Nazis viele 100 Male ab und schickte sie an Lehrer, Zeitungen, Militärs. Ein lebensgefährliches Unternehmen. Am 5. August 1943 wurde sie enthauptet. Morgen ist der Gedenktag des evangelischen Pfarrers Oskar Brüsewitz. Vor 37 Jahren hat er sein Leben hingegeben im Kampf gegen das kommunistische Regime in der DDR. Er hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Machthaber in Ostdeutschland bei jeder Gelegenheit zu provozieren und Zeichen des Widerstandes zu setzen, z.B. pflanzte er am Kirchturm seiner Gemeinde ein weithin leuchtendes Kreuz aus Neonröhren und sagte, als ihm dies verboten wurde: „Solange der Sowjetstern überall leuchtet, bleibt auch mein Kreuz! – Denn die Kirchenglocken werden auch noch läuten, wenn sich kein Mensch mehr an den Marxismus erinnert!“ Als die Regierung in Ostberlin den Slogan verkündete „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein“ fuhr er mit einem Pferdefuhrwerk in die Stadt mit einem Transparent, auf dem stand: „Ohne Regen, ohne Gott geht die ganze Welt bankrott!“ Ende August ist der Gedenktag des brasilianischen Erzbischofs Dom Hélder Cámara (+ am 27. 8. 1999). Er wurde von den Reichen und Mächtigen als „Teufel mit der Bischofsmütze“ bezeichnet. Sein Grundsatz war: das Elend auf der Erde ist eine Beleidigung des Schöpfers! Der Erzbischof hatte kein Fahrzeug, sondern fuhr immer per Autostopp. Er redete der eigenen Kirche ins Gewissen, dass sie sich auf die Seite der Armen stellen müsse und dass die Bischofskollegen das fürstbischöfliche Getue aufgeben müssten. Seine Haustür zeigte etliche Einschüsse von Maschinengewehren. Ein Killer, der zum Erzbischof geschickt worden war, schaffte es nicht, ihn zu töten – er war so beeindruckt von diesem einfachen und 100% glaubwürdigen Gottesmann. Feurige Christen, die auf unterschiedliche Weise sich für Gott und den Mitmenschen einsetzen, ecken an und schaffen auch oft Spaltung in den eigenen Reihen, so wie es Christus angekündigt hatte. Wer Rückgrat hat, wird einen Wirbel nach dem anderen haben...!
19. Sonntag 2025
2 Themen sind heute vorgegeben: Wachsamkeit üben und den richtigen Schatz finden.Der große Theologe und Arzt Albert Schweitzer hat 1909 vor einer heimtückischen Krankheit: „Ihr wisst, dass im Innern von Afrika die Schlafkrankheit herrscht. Zuerst werden die Leute ein klein wenig müde, dann immer mehr und mehr, bis sie zuletzt immer wieder schlafend daliegen und an Entkräftung sterben. Die meisten merken es gar nicht, dass sie bereits angesteckt sind und lassen sich deshalb auch nicht behandeln.“ – Dann schreibt er: „In ähnlicher Weise gibt es auch eine Schlafkrankheit der Seele, bei der die Hauptgefahr ist, dass man sie nicht kommen fühlt. Darum müsst Ihr auf Euch achten: wenn Ihr die geringste Gleichgültigkeit an Euch merkt, wenn Ihr feststellt, dass die Begeisterungsfähigkeit in Euch abnimmt, dann müsst Ihr über Euch erschrecken und Euch klar werden, dass Eure Seele Schaden genommen hat!“ Der Herr hat immer wieder aufgerufen: Seid wachsam! Haltet Euch bereit! Christus hat der Kirche, uns allen, den Weckdienst übertragen. Gott sei Dank gibt es viele Gruppen und Bewegungen, die zum Teilen auffordern, zu einem einfacheren Lebensstil, zur Bewahrung der Schöpfung, zum Einsatz für Frieden.Der wichtigste Wecker ist Jesu Wort selbst. Z.B. „Verkauft alles!“ Diesen Imperativ haben wir wahrscheinlich alle irgendwie überhört oder nicht wörtlich genommen. Ist wohl auch als Empfehlung gedacht: wer nicht so viel besitzt, hat vielleicht auch weniger Sorgen. Der Mensch ist aber verutlich bis heute geprägt von Notzeiten, es scheint, dass in unseren Genen immer noch die Angst herrscht, es könnte nicht reichen (darum kaufen die Leute oft Mengen an Lebensmittel ein, die sie nie brauchen). Dagegen setzt Christus ein neues Denken: Vertrauen! Der größte Schatz ist nicht der materielle Besitz, sondern die Beziehung – das Vertrauen in den Vatergott und in die Menschen an unserer Seite. „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz!“ Im Psalm 135 beten wir: „Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold!“ Für das Gold haben Leute oft ihren Charakter abgelegt und ganze Kulturen vernichtet. Der Goldrausch hat Menschen nicht selten zu Bestien gemacht. Irdische Schätze bergen die Gefahr, dass sie blenden. Und wer geblendet ist, kann nicht mehr richtig sehen.Vor 270 Jahren haben die Planer der Sternwarte in Kremsmünster dieses 1. Hochhaus Europas so konstruiert, dass die Schätze der Menschheit in 7 Etagen dort zu sehen sind. Es ist eine gut durchdachte Steigerung:Beginnend mit dem Leblosen bis hinauf zum Ursprung allen Lebens. Das 1. Geschoß ist der Geologie gewidmet: Steine und Versteinerungen.Darauf aufbauend die Mineralien, Edelsteine. Mancher Mensch bleibt in seiner Werteskala hier stehen.Im 3. Stockwerk befindet sich das physikalische Kabinett – technische Errungenschaften der Menschheit. Der Mensch kann eigentlich nur nach-denken, was die höchste Weisheit vor-gedacht hat. Alle Erfindungen sind materialisierte Gedanken Gottes.Dann die Zoologie: Welche Vielfalt, die der Schöpfer in der Tierwelt entfaltet hat. Und wie schlimm, wenn ein Tier der Habgier eines Menschen dienen soll. 5. Stock: der Mensch in seiner kulturellen Entwicklung. Als Krone der Schöpfung sind wir erdacht worden.Darüber (6. Etage) die Geräte der Astronomie – die Gestirne mit den diversen Messinstrumenten. Die Planeten wurden in der Antike als Götter verehrt. Nur Israel stellte klar: die Sterne sind der Allmacht Jahwes unterstellt. Dann im obersten Stock (7) befindet sich die Kapelle. Es ist der Schatz, dass wir Menschen mit dem Schöpfer kommunizieren können. – Diese Ordnung ist also in diesem Bauwerk vorgegeben: an 1. Stelle Gott die Ehre geben, über das Universum staunen; vor dem Menschen jeder Kultur Ehrfurcht haben; alle Tiere als Mitgeschöpfe respektieren, für die technischen Möglichkeiten dankbar sein, Gold und Edelsteine nicht zu wichtig nehmen, und mit dem Gestein unserer Erde und mit viel Geist an der Schöpfung weiterzubauen. Schluss-Meditation: Ein Wort aus dem Talmud, einer jüdischen Bibelerklärung:„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!“
18. Sonntag 2025
Eine rabbinische Geschichte. Da kam jemand zu einem geistlichen Lehrer und
fragte: "Rabbi, ich versteh das nicht: Kommt man zu einem Armen, der ist
freundlich und hilft, wo er kann. Kommt man aber zu einem Reichen, der sieht
einen nicht einmal an. Was ist das bloß mit dem Geld?" Da sagt der Rabbi:
"Tritt ans Fenster! Was siehst Du?" – "Ich seh eine Frau mit einem Kind. Und
einen Wagen, der zum Markt fährt." – "Gut. Und jetzt tritt vor den Spiegel! Was
siehst Du?" – "Nun, Rabbi, ich sehe mich selber." – „Siehst du“ – sagt der
Rabbi: „Das Fenster ist aus Glas und der Spiegel ist aus Glas. Der Unterschied:
hinter dem Spiegel ist eine Schicht Silber. Kaum kommt etwas Silber hinzu -
und schon sieht man nur noch sich selbst."
Es war, wie man aus dem Jesus-Gleichnis heraushören kann, vor 2
Jahrtausenden offensichtlich auch nicht anders, dass Habgier in Israel und in
der westlichen Welt allgegenwärtig war. Habsucht ist eine Sucht, mindestens
genauso schlimm wie Alkoholismus oder Drogen. Sie richtet unsere Natur
zugrunde, schafft eine immer größere Kluft zwischen Menschen und zerstört in
vielen Fällen die Beziehungen. Damals zur Zeit Jesu wusste man noch nichts
von Indianern, von Aborigines – diese Naturvölker kennen keine Habgier.
Indios (so hab ich das selber erlebt bei einem Besuch eines Stammes nahe
Brasilia) sagen nie das Wort „mein“ oder „das gehört mir“, sondern immer „das
ist unser Land, unser Wald, unser Wasser...“ Erst wenn sie in der Stadt mit
unserer Kultur in Berührung kommen, werden sie meist angesteckt.
Haben ist gut, besitzen gehört zu unserem Naturell. Gewarnt wird davor, sich
immer mehr anzueignen oder mehr zu nehmen als uns zusteht. Der sog.
„Welterschöpfungstag“ war bereits im Juli, also der Zeitpunkt, an dem die
nachwachsenden Ressourcen dieses Jahres aufgebraucht sind. Die Römer
sprachen von der Tugend des rechten Maßes. Maßhalten wird die Tugend
dieses Jahrhunderts sein müssen.
Das Buch Kohélet, das dem weisen König Salomo zugeschrieben wird, gibt
ganz trockene Ratschläge: Alles ist Windhauch. Fast 40mal wiederholt er
diesen Satz. D.h. Häng nicht an den Dingen, ärgere dich nicht über
Kleinigkeiten, im Licht der Ewigkeit ist Geld, Besitz und sonstiger Kleinkram
ziemlich unbedeutend...
Wilhelm Willms schreibt: „In unserem Leben geht es nicht ums Haben,
sondern ums Sein. Der weise Mensch ist einer, der alles haben kann, sich aber
nicht alles nimmt. Am Ende des Lebens zählt nicht, was du gehabt hast,
sondern was du gegeben hast!
In einer Zeitung stand der Tipp: Zählen wir einmal unsere Freunde, anstatt
unser Geld!
Das größte Gut aber, das wir verwalten, ist die Zeit. Und ich hör das immer
wieder, gerade am Ende eines Lebens, dass Menschen es sehr bedauern, Zeit
für unwichtige Dinge vergeudet zu haben. Zeit für unsere Beziehungen, Zeit für
das Allgemeinwohl, Zeit für Gott ist die bestinvestierte Zeit.
17. Sonntag 2025
Der Münchner Pfarrer Rainer Schießler schreibt in seinem Buch „Himmel, Herrgott, Sakrament“, dass er einmal mit einer Reisegruppe nach Syrien gefahren ist, wo ein 15jähriges hübsches Mädchen in der Sprache Jesu, die dort noch gesprochen wird, aramäisch, das „Vater unser“ gebetet hat, so sanft und weich, dass er total fasziniert war. Dieser Dialekt, den Jesus gesprochen hat, hat den schönsten Klang, und dieses Gebet ist keine Pflichtübung, sondern so etwas wie eine Liebeserklärung an den wunderbaren Gott der Liebe. Die Bitte der Jünger „Herr, lehre uns beten“ meint eben nicht: Sag uns irgendeinen Text, den wir nachsprechen können, sondern: zeig uns, woher du solche Kraft und solche Geduld hast, solche außergewöhnliche Güte und Freundlichkeit. „Wenn ihr betet, so sprecht: VATER..(aramäisch ABWUN.“ Es ist das kürzeste Gebet, wenn wir einfach „Vater“ sagen. Sich bewusst zu werden: ich habe einen Vater, dem es ganz wichtig ist, dass es mir und uns gut geht! – Die Anrede ist immer im Plural formuliert: Unser Vater. Wer betet, ist automatisch solidarisch mit den anderen. Wie kann beten gelernt werden: Die Religionspädagogin Monika Nemetschek erzählte, wie sie in einer Volksschule übers Gebet gesprochen hatte. Sie fragte: „Kinder, wie tut man beim Beten?“ Ein Mädchen antwortete: „Das ist ganz einfach – du faltest die Hände und sprichst ein Gebet.“ Die anderen stimmten zu. Es dauerte dann ungefähr ein Jahr, die Kinder dahin zu führen, dass Beten ein vertrautes Reden mit der mächtigsten und liebevollsten Person ist. Es ist ähnlich wie schwimmen lernen. Ich habe nie gut schwimmen gelernt, weil ich den Turnlehrer immer gefürchtet habe... Beim Schwimmen muss man dem Wasser vertrauen, dass es trägt, und ganz ruhig ein Tempo nach dem anderen machen. Beim Beten machen wir`s ähnlich: wir vertrauen, dass Gott mich trägt, für meine Anliegen eine Lösung hat, und so spreche ich mit Gott in persönlichen Worten, in Psalmversen oder anderen Gebetsformeln. Was bewirkt beten: „Bittet, und ihr werdet empfangen!“ Wenn ich bitte, erhalte ich mit Gewissheit das, was ich erbeten habe, oder etwas Größeres und Wichtigeres (außer ich bete ohne jede Erwartung, dann erhalte ich dementsprechend nichts). - Der Hl. Benedikt schreibt, dass wir fixe Zeiten für so ein „Gipfelgespräch“ mit Gott einplanen sollen. Nicht, falls mir Zeit übrig bleibt, sondern er empfiehlt, alle 3 Stunden Pause zu machen, um immer wieder mit dem himmlischen Navi in Verbindung zu sein.
15. Sonntag 2025
Pilgermesse der Pfarrgemeinde Kremsmünster in WeigersdorfBei Sturm bedeutet der Anker den einzigen Halt für das Schiff. So wurde der Anker in der christlichen Tradition – neben der Osterkerze – zum stärksten Symbol der Hoffnung. Er geht hinunter zum Meeresgrund. Hoffnung hat darum immer einen Grund. Der Anker ist ein Bild für sichere und starke Bindungen.Ich erzähle kurz von einer negativen Bindung: kürzlich hat mir jemand erzählt (sie war auf Durchreise und wollte einen Rat bzw. Heilung). Sie hatte einmal ein Problem und wandte sich an eine Wahrsagerin; die gab ihr einen bestimmten Rat und weil sie aber diesen Rat nicht befolgen wollte, hat diese Schamanin sie mit einem Fluch weggeschickt. Daraufhin, so sagte die junge Dame, ist alles in ihrem weiteren Leben daneben gegangen. - Ich hab ihr gesagt: versuch, dich von diesem negativen Gedanken zu lösen, indem du dich verankerst in den Heilszusagen Gottes, wie z.B. im bekannten Psalm vom Guten Hirten – wo`s heißt: NICHTS wird mir fehlen! - Wenn du dich darauf verlässt, bist du im Guten verankert!Dieser Anker hat 4 Pfeile, Zacken – Flunken genannt. Worin ankert unsere Hoffnung – der Anker gräbt sich ein im Meeresboden, er bekommt Halt an den Felsen! DER FELS ist Christus selbst, der in Stürmen ein Schiff stabil hält – oder eben uns Halt gibt.Auch Petrus ist ein Fels, d.h. die Gemeinschaft der Kirche gibt Halt. Ein weiterer Grund der Hoffnung sind die niedergeschrieben Heils-Erfahrungen (in der Bibel und andere Hoffnungsgeschichten). Schließlich der 4. Grund: meine eigenen Erfahrungen – ich hab immer wieder Halt gefunden, darum kann ich auch das auch für die Zukunft erhoffen. Viktor Frankl, der berühmte Neurologe und Holocaust-Überlebende, schrieb das bekannte Wort: „Trotzdem Ja zum Leben sagen.“ Es ist eine bewusste Entscheidung, das Leben trotz aller Widrigkeiten zu bejahen. Es wird gut ausgehen! Dazu braucht`s den Mut, an das Gute zu glauben, auch wenn wir es noch nicht sehen können.2 Hoffnungsgeschichten aus der Diözese Linz: ein KMB-Obmann schreibt, dass er berührt war von der Antwort seiner Tochter auf die Frage, was ihr Hoffnung gibt. Die Jugendliche sagte: „Hoffnung können uns viele Kleinigkeiten schenken. Egal ob ein Spaziergang in der Sonne, die fröhliche Begegnung mit Tieren oder ein gutes Gespräch mit Freunden oder der Familie. Gerade in Zeiten, in denen Menschen anderen bewusst Leid zufügen (wie im Krieg), ist der Glaube an das Gute im Menschen wichtig, der Glaube, dass Menschen sich ändern, d.h. bessern können und der Glaube, dass Gott immer an unserer Seite ist – das gibt uns Zuversicht.“ - Soweit die junge Frau. Ein pensionierter Diakon schreibt: als Altenheimseelsorger konnte ich bei Personen, die an zunehmender Demenz litten, durch Gespräche Vertrauen aufbauen. Manche haben mir dann Belastendes aus ihrer Kindheit erzählt. Ich konnte ihnen dann kleine Tätigkeiten anvertrauen, sie bekamen Hoffnung, weil ihr Leben wieder sinn-voller wurde. Auf Grabstätten hat man oft den Anker dargestellt als Bild für die Hoffnung auf Auferstehung. Der Hebräerbrief schreibt, dass wir „einen sicheren und festen Anker der Seele haben, der hineinreicht in das Innere hinter dem Vorhang, also über den Tod hinaus.
14. Sonntag 2025
Versuchen wir uns in eine Zeit zurückzuversetzen, die so ganz anders war: es gab
noch keine Kirchtürme, keine Pfarrämter, keinen Kirchenbeitrag... Es begann mit
kraftvollen Worten: Gottes Herrschaft hat begonnen! Geht hinaus – mit Vollmacht!
Es war zuerst eine Friedensmission – das zeigt sich an 4 Aufträgen: 1. Es werden
immer 2 Personen ausgeschickt. Zwei haben mehr Gewicht und mehr Lebens- und
Glaubenserfahrung. 2. Völlige Wehrlosigkeit – wie Schafe mitten unter den Wölfen.
Wenn jemand von den Angesprochenen bissig ist – keine Gegenwehr, völlig ruhig
blieben. 3. Wenn sie ein Haus betreten, müssen sie sagen: „Friede diesem Haus!“
Also den Frieden auch mit Worten überbringen. 4. Schließlich: „Esst und trinkt, was
man euch vorsetzt!“ Beim gemeinsamen Z`sammsitzen erzählen die Leute oft,
welche Probleme sie haben mit anderen, dass es oft keinen Kontakt gibt mit
Verwandten oder anderen. Und im Gespräch ergeben sich vielleicht manche neue
Sichtweisen... > also eine Friedensmission.
Einfache Leute werden ausgeschickt, keine Profis - heute damit vergleichbar, dass
nicht nur Theologen, sondern viele Getaufte/Gefirmte Leitungs- und
Seelsorgsaufgaben übernehmen. Wir sind sehr dankbar, dass in unserer Zeit
Zigtausende in unserer Diözese diese Bereitschaft haben, in Leitung und Seelsorge
mitzuwirken.
Es sind 72 – die Zahl bedeutet die damals bekannten 72 Völker der Erde. Überallhin
soll das Neue Denken Jesu kommen.
Eine Geschichte von Franziskus, die einfach zeigt, wie Verkündigung aussehen
kann: Zusammen mit einem jungen Mitbruder war Franziskus eines Tages
unterwegs, um, wie er sagte, „den Menschen in der Stadt das Evangelium zu
künden“. Sie gingen durch die Gassen, sprachen mit den Leuten, plauderten mal
hier, mal dort mit ein paar Männern auf dem Markt – und als es Abend wurde,
kehrten sie in ihr Kloster zurück. Jetzt wunderte sich der junge Mönch: „Aber Vater
Franziskus, wir haben ja ganz vergessen, den Leuten das Evangelium zu predigen!“
Franziskus lächelte leise, legte dem jungen Bruder die Hand auf die Schulter und
sagte: „Was haben wir denn all die Zeit getan? Nichts anderes, als die Frohbotschaft
verkündet! Wir haben mit den Menschen gesprochen; sie haben unsere Gesichter
gesehen, unsere Gesten, unser ganzes Verhalten. So haben wir gepredigt...“
Zum Schluss heißt es: am meisten sollen wir uns freuen über die Eintragung unseres
Namens im Himmel. Unser Name ist ja vielerorts verzeichnet: im Melderegister
unseres Wohnortes, beim Finanzamt, in den Banken, im Internet, wenn man bei
Amazon einkauft, auf Facebook, in vielen Handys auf der Kontakteliste, im
Taufbuch unserer Pfarre. Das Wichtigste: „Gott hat unsere Namen in seine Hand
geschrieben!“
Dir, Gott, danken wir. Für das Wort, das kleine Menschen groß macht,
für das Brot, das die Sehnsucht nach Leben stillt, für den Wein, der Herzen leuchten
lässt.
Dir, Gott, danken wir. Für den Weg, den wir vor uns haben.
Für die Menschen, die uns nahe sind, Für die Fremden, die zu Freunden
werden.
Du, Gott, vertraust uns das Leben und die Geheimnisse deines Reiches an. In
deinem Glanz lass uns leben
Fürbitten:
1. Bewaffnete Konflikte gibt es in so vielen Gebieten der Erde. Führe alle
Friedensinitiativen zum Erfolg und hilf, dass Völker und Nationen wieder
zueinander finden.
2. In einer Zeit der Vernetzung durch die Medien wünschen wir unseren
Kindern und Jugendlichen, dass sie die Vernetzung mit Gott nicht
vernachlässigen.
3. Schenke allen, die zur Zeit im Urlaub machen, körperliche und geistige
Erholung, schöne Erlebnisse und Freude an deiner Schöpfung!
4. Lass unsere lieben Verstorbenen bei dir Ruhe finden und die Freude
ewiger Geborgenheit erfahren.
is zum letzten Atemzug
Alle atmen die gleiche Luft, Zug um Zug.
Mit jedem Atemzug will ich Gott loben -
beim Ausatmen ihm danken, was er mir Gutes tut,
beim Einatmen bitte ich um Klugheit, das Rechte vom Falschen, das
Gute vom Bösen zu unterscheiden.
Mit jedem Atemzug will ich loslassen, was mich belastet, was mich
fesseln möchte.
Wenn ich die Luft anhalte, spüre ich, dass seine Freundschaft mich am
Leben erhält.
Wir alle sind sterbliche Menschen – wir stehen in der Lebenskette des
Ersten, dem der Atem des Lebens geschenkt wurde.
Peter&Paul
Hochfest der Apostelfürsten Petrus und Paulus, 29. Juni 2025, 9 Uhr, Sattledt
(Eröffnung des neugestalteten Ortszentrums)
Ich war einmal in einem Indianerreservat - die 70 Lehmhütten standen in
einem großen Kreis, in der Mitte der Dorf-Platz, auf dem sich abends die Leute
versammelten, um alle wichtigen Themen zu besprechen, wo auch die Feste
stattfinden, wo die religiösen Rituale, die Tänze aufgeführt und Opfer
dargebracht werden. In jeder Kultur hat der Mensch das Bedürfnis, sich in der
Mitte des Ortes zu treffen und zu begegnen. - Wir dürfen uns freuen über diese
gelungene Ortsmitte, wo Politik, Religion, Festlichkeiten ihren Platz haben.
In der Bibel kommt der Marktplatz ein paar Mal vor: 2 Stellen zitiere ich:
einmal kritisiert Jesus, dass der Tempel zu einer Markthalle geworden sei. Hier
ist es umgekehrt: der Marktplatz wird manchmal zum Tempel, so wie heute und
an manchen Festtagen, wo wir hier die kirchliche Feier abhalten dürfen.
An anderer Stelle wird der Marktplatz genannt, wo die Arbeitslosen auf
Arbeitgeber warteten. Da gibt’s die unglaubliche Pointe: der Weinbergbesitzer
zahlt allen den gleichen Lohn, auch denen, die erst um 5 Uhr nachmittag
begonnen hatten (wahrscheinlich hat er auch so gut gewirtschaftet wie die
Marktgemeinde Sattledt, dass er aus dem Vollen schöpfen konnte). Aber in
diesem Gleichnis geht’s darum: Gott ist der absolut Großzügige – und wir
dürfen IHN unseren Vater nennen!
Noch 1 Wort zum Evangelium: Petrus, der Fels – wird heute, zusammen mit
Paulus gefeiert. Auf Felsen haben unsere Vorfahren die Kirche im Ortszentrum
gebaut (vor rund 95 Jahren). Entscheidend sind Menschen, die wie Felsen in
der Brandung sind: das sind einmal alle, die treu als Kerngemeinde
zusammenkommen und so öffentlich den Glauben bezeugen. Allen sind wir
dafür sehr dankbar. Oder wie auf Felsen kann man auf Menschen bauen, die bei
der Freiw. Feuerwehr Tag und Nacht bereit sind. Wir danken Euch und
gratulieren zum Jubiläum! - So wären viele zu nennen, die das Fundament
bilden, auf dem das Gemeinschaftsleben aufgebaut ist... Ein großes Danke
dafür!!
12. Sonntag 2025
Was deutet in unserer Pfarre äußerlich darauf hin, dass hier Christen wohnen?
Ich bin mal eine Stunde durch das Pfarrgebiet gefahren und hab ein wenig
geschaut: da gibt es Wegkreuze, Steinmarterl, Bildsäulen, Aufschriften auf
Haustüren oder biblische Gemälde über den Eingängen, und natürlich die
Kirche. Die äußeren Zeichen sind schöne und auch wichtige Zeugen unserer
christlichen Vorfahren. Das allerwichtigste ist wohl, wie es die Lesung sagt: Ihr
habt Christus angezogen. Vielleicht denkt da mancher ans Taufkleid – bei der
Taufe wird ja dem Täufling ein weißes Gewand angelegt... Was kann es
heißen, Christus anzuziehen? Paulus erklärt das im Kolosserbrief: bekleidet
euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde und Geduld. Das
sind unsere Kleidungssstücke als Christgläubige.
In der Kapelle des Altenheimes Sierning befindet sich eine sehr interessante
Christusstatue – eine dunkelbraune Metallplastik des Sierninger Bildhauers
Prof. Karl Reiter: Christus sitzt in der Mitte der Sesselreihen, also mitten
unterm Publikum. Seine Schultern sind gebeugt, wie wenn sie von schweren
Lasten niedergedrückt würden. Seine linke Hand stützt den Kopf, der tief nach
unten geneigt ist. Seine rechte Hand ist offen. Finger und Handinnenfläche sind
wie zu einer Schale geformt. Christus streckt seine rechte Hand nach vorne –
gebend und empfangend. Der Heimleiter erzählt, dass Heimbewohner tagsüber
häufig in der Kapelle sitzen und vielfach neben diesem Christus Platz nehmen,
ihn berühren, ihren Arm um seine Schultern legen oder sich an seiner Hand
festhalten.
Eine 100-jährige Heimbewohnerin sagte einmal: Dieser Christus in unserer
Kapelle ist einer von uns. Er versteht uns. Er weiß um unsere Schmerzen,
unsere schlaflosen Nächte. Ich setze mich zu ihm und hole mir bei ihm Kraft,
um mein Kreuz wieder weiter tragen zu können! Mit diesen Worten beschreibt
die hochbetagte Frau, was Christus für sie bedeutet. „Für wen haltet ihr mich?“
– ist die Hauptfrage Jesu im Evangelienabschnitt. Man hat im Lauf der
Kirchengeschichte immer wieder großen Wert auf präzise Antworten gelegt,
wer Jesus ist und Millionen Bücher über Ihn geschrieben. Das Entscheidende
ist und bleibt aber, dass ich mit diesem Christus jeden Tag in Verbindung bin.
Ich persönlich würde vielleicht einen Vergleich als Antwort bringen: Gott
selbst, der in meinem Verstand nicht Platz hat, ist wie eine Quelle, von der ich
nicht sagen kann, wo sie ist (irgendwo unterirdisch). Jesus Christus ist wie das
Wasser, das aus der Erde oder dem Felsen herausfließt, die Kraftquelle, die uns
zur Verfügung steht.
Für mich hat Gott durch Jesus ein Gesicht bekommen, ein höchst
sympathisches, freundliches Gesicht. Wir bezeichnen Ihn als Erlöser und
dürfen sicher sein, dass Er für jeden Menschen die Lösung haben wird...
In Extremsituation wie beim Sterben eines geliebten Menschen bekommen der
Name Jesu besonderes Gewicht (ich erinnere mich gut, als ich beim Sterben
meiner Mutter dabei sein konnte und mit ihr gebetet habe): Jesus, dir leb ich –
Jesus, dir sterb ich – Jesus dein bin ich im Leben und im Tod!
Ehejubiläum 2025
Wir begehen das Hl. Jahr – mit dem Thema, das Papst Franziskus gewählt hat:
Pilger der Hoffnung. Meine Erfahrung beim Pilgern ist: am besten geht man immer
mit demselben Schuhwerk. Ich bin mit denselben Sandalen den Jakobsweg weit über
1000 km gegangen. Ähnlich ist es gewiss in der Beziehung: man sucht zwar
vielleicht manchmal das Neue, das Prickelnde, jedoch für den weiten Weg unseres
Lebens ist das Vertraute, besonders der vertraute Mensch das größte Geschenk und
die beste Ausrüstung.
Heute ist das Dreifaltigkeitsfest. Das ist nicht nur eine Glaubenslehre, sondern
ein Hinweis für`s Zusammenleben: die 3 Personen, die ganz eins sind, sind auch
Vorbild für jede Ehe und Familie: Einheit in der Vielfalt!
Gott begegnet uns in 3facher Weise – über die Augen, die Ohren, das Gefühl. In
der Natur sehen wir den Schöpfer am Werk, wir hören aus der Bibel Christus zu
uns sprechen, und schließlich können wir Gott spüren, wenn der Geist uns gute
Gedanken eingibt oder berührende Erlebnisse schenkt.
Unter uns Menschen, unter Ehepaaren gibt’s auch 3 Typen: den visuellen (die
wollen Zeichen sehen), den auditiven (der gern Worte der Zuneigung hören will)
und den kinästhetischen, dem Berührung über alles geht.
Finger: heute können wir zum Danksagen auch einmal unsere Hand
betrachten: wir haben das Glück (zumindest teilweise) in unserer Hand. Der
kleine Finger erinnert an die vielen unscheinbaren Dinge, die wir oft übersehen.
Das Glück fängt an mit großer Aufmerksamkeit für Kleinigkeiten. Der Ehering
am Ringfinger lässt immer wieder an den Hochzeitstag und an die Treue
denken und dafür danken. Der Mittelfinger überragt die anderen. Er erinnert an
die großen gemeinsamen Ereignisse, die man miteinander erlebt hat. Der
Zeigefinger sucht Wege und Richtungen: gemeinsames Suchen nach den besten
Lösungen. Der Daumen ist wichtig für den Halt – Ihr gebt Euch gegenseitig
Halt.
Der Schriftsteller Will Rogers meinte: Eine Ehe ist dann in Ordnung, wenn
man den Papagei bedenkenlos verkaufen kann. In einer Beziehung müssen die
gegensätzlichen Meinungen auch artikuliert und manchmal ausgestritten
werden. Aber immer gilt, was bei der Hochzeit versprochen wird, die Achtung
vor der Sicht des andern, d.h. ein Papagei sollte immer mithören können, wie
man spricht. Das wichtigste Wort, das Ihr damals ausgesprochen habt, war JA.
Und Ihr habt es immer wieder erneuert.
Dreifaltigkeitssonntag 2025
Gehen wir von unserer menschlichen Erfahrung aus: Wäre ich nur von Tieren
und Pflanzen umgeben: ich könnte für sie sorgen, hätte Freude an ihnen... Aber
ich könnte mich mit ihnen nicht austauschen, nicht Freud und Leid mit ihnen
teilen. Liebe verlangt nach jemandem aus der gleichen Art. Wenn Gott DIE
LIEBE ist, ist es logisch, dass Gott Gemeinschaft sein muss. – Christen, Juden
und Muslime bekennen sich zu dem einen Gott. Aber im Unterschied zu diesen
beiden Religionen sagen wir: dieser Gott ist nicht ein-sam, sondern Familie -
Beziehung in höchstem Maß!
Dreifaltigkeit meint auch: Gott spricht uns durch alle Sinne an: 1. Die
Schöpfung ist ein Genuss für die Augen: sichtbare Zeichen der Zuneigung des
Schöpfergottes. Die Natur - ein Bilderbuch, und dieses Buch ist am leichtesten
zu lesen. 2. Jesus ist für unsere Ohren das verlässliche Wort, das Ehrenwort, das
immer gilt. 3. Der Geist ist das Feuer, das Licht, das wir immer wieder spüren,
wenn wir einen guten Ein-fall haben, wenn es uns warm wird in guter
Gemeinschaft.
Drei Personen meint auch: drei Rollen, drei Gesichter... > das Gesicht von
Vater bzw. Mutter, das Gesicht eines Freundes/Freundin, das Gesicht eines
Kindes. Wir sollen kein starres Bild haben! Das Christentum ist die einzige
Religion, in deren Mittelpunkt ein KIND steht. Und drum sollen wir Gott nach
Möglichkeit nicht bildlich darstellen, vor allem nicht als alten Mann. Denn
Bilder prägen sich ein. Eigentlich sollten wir nur Jesus darstellen, weil er zu
100% auch Mensch war.
Ein weiser Mensch, Johannes v. Ryesboeck, der am Meer lebte, wurde einmal
gefragt: Wie stellst du dir eigentlich Gott vor? Er sagte: Kommt, ich zeig es
euch! Sie gingen hinunter zum Strand. „Seht, Gott ist wie der Ozean – seine
Liebe, seine Geduld und Barmherzigeit sind unermesslich!“ – Sehr schön,
sagten die Leute. Und hast du auch ein Bild von Jesus? „Ja, kommt am Abend
wieder!“ Am Abend war die Flut gekommen. „Seht“ sagte Johannes. „Das
Meer hat uns besucht; so ist Gott zu uns gekommen in Jesus Christus!“ „Hast
du auch ein Bild vom Hl. Geist?“ – „Wartet ein wenig!“ War seine Antwort.
Nach einigen Stunden hatte sich die Flut zurückgezogen und Holz, Blätter u.
Geäst hinaus aufs Meer getragen. „Seht – das macht der Hl. Geist mit uns! Er
lässt uns erfahren, dass Gott uns trägt, so wie das Holz, die Blätter vom Wasser
getragen werden!“
Pfingstmontag 2025
Heute möchte ich über die beiden Begriffe PILGER und HOFFNUNG sprechen: Der
Apostel Paulus sagte bei seiner Verteidigung vor jüdischen Zuhörern: Wegen der Hof nung
und wegen der Auferstehung der Toten stehe ich vor Gericht! - Er sagt nicht, wegen
meines Glaubens stehe ich vor Gericht. HOFFNUNG war für Paulus offenbar der
Überbegriff oder der Inbegriff, das Charakteristikum des Christentums. Unser
Hauptsymbol in der Kirche ist die Flamme der Osterkerze! - Christgläubige sind immer
aufrecht, stets nach oben gerichtet – wie die Flamme!
Hof en ist m.E. ein sehr aktives Zeitwort: wenn ich sage „ich hoffe, dass ich in 10 / 20
Jahren halbwegs gesund bin“, dann werde ich was dafür tun, um fit zu bleiben. Oder: „Ich
hoffe, dass es bald Frieden gibt in Europa!“ werde ich mich auch anstrengen, wenigsten
dafür beten. Hoffnung muss immer begründet sein.
Papst Franziskus hat nun 2 Hauptwörter gewählt, die beide mit Bewegung zu tun haben:
PILGER der HOFFNUNG... Pilger gehen vorwärts, Hoffende schauen aufwärts. Er wollte
also gewiss, dass die Christen sich in diesem Hl. Jahr mehr bewegen. (Der Dalai Lama sagte
einmal: "Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist Gestern, der andere
Morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Lieben, Glauben und in erster Linie zum Leben
ist.")
Bruder David Steindl-Rast, Benediktiner in Gut Aich (er wird im Juli 99) schreibt diese
interessanten Zeilen: Als Gott die Erde formte, hielt Er irgendwann inne und verhinderte
so, dass die Schöpfung ihre Perfektion erreichte. - Eine interessante Formulierung.
Offensichtlich hoffte der Schöpfer, dass wir Menschen – von seinem Geist angetrieben –
etwas ganz Gutes weiterbauen. – Gewiss freut es den Schöpfer, dass wir vieles geschafft
haben wie Menschenrechte, technische Höchstleistungen, bis zur Lebenshingabe so vieler
für den Nächsten; vielfach aber wurde und wird der Schöpfer dieser schönen Welt
enttäuscht, wenn Menschen, Tieren oder der Natur Gewalt angetan wird.
Wie nun wächst unsere Hoffnung? Johann Wolfgang v. Goethe hat einmal Leute bei einer
Wallfahrt beobachtet und daraufhin geschrieben: Wer sich des Guten nicht erinnert, hof t
nicht. - Wenn man betet, erinnert man sich, dass mir im Gebet Erleuchtung, eine Lösung
geschenkt wurde; oder wenn wir im Stift jeden Tag die Psalmen beten, denken wir daran,
dass Millionen vor uns diese Worte gesprochen und daraus Kraft und neues Feuer
gewonnen haben.
Die 2 Lesungen heute waren große Hoffnungstexte: Wer glaubt, wird nicht gerichtet! - Da
denk ich an ein Baby im Mutterleib: wenn es richtig liegt, mit dem Kopf voran, braucht es
nicht gedreht, also nicht gerichtet werden. Wer sich an Christus orientiert, liegt richtig. -
Ähnlich die Paulusworte an die Römer: der Geist bezeugt, dass wir Kinder sind und Erben.
D.h. die Taufe bezeugt, dass unser Name im himmlischen Grundbuch eingetragen ist. Das
bedeutet größte Hoffnung im Leben und im Sterben.
Ich schließe mit einem Zitat des deutschen Fernseh-Moderators Hans-Peter Kerkeling, auf
der letzten Seite seines Pilgerbuches „Ich bin dann mal weg“: Der Schöpfer wirft uns in die
Luft, um uns am Ende überraschenderweise wieder aufzufangen. So wie wenn Eltern mit
ihren Kindern spielen. Die Botschaft lautet: Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er
liebt dich und wird unerwartet auch der Fänger sein. - Ich bin Gott jeden Tag auf dem
Pilgerweg begegnet...
Pfingsten 2025
Pfingsten ist ein globales Ereignis. Der Jesuit Alfons Klein sagte einmal:
„Dein Christus ist ein Jude, dein Auto ein Japaner, deine Pizza italienisch,
deine Demokratie griechisch, dein Kaffee brasilianisch, dein Urlaub türkisch,
deine Zahlen arabisch, deine Buchstaben lateinisch, dein Nachbar ein
Ausländer.“ Das Gemisch kann bereichern; der Schöpfer wollte wohl, dass
jeder Mensch Respekt vor dem Andersartigen lernt und die Verschiedenheit,
das Fremde nicht als Bedrohung, sondern als Erweiterung des Horizonts erlebt.
Pfingsten ist die Vision: die ganze Menschheit – eine Familie!
Die Lesung erzählt von der Sprachenverwirrung. Weltweit soll es über 6000
Sprachen geben. Und jede Sprache entwickelt sich weiter. Durch Corona
wissen wir, was Lockdown ist oder Systemrelevanz; durch Computer lernten
wir chatten, liken, downloaden u.v.m.
Am Anfang gab es nur eine Sprache – so schreibt das Buch Génesis. Dann
ging`s laut Bibel auseinander, weil die Menschen meinten, keinen Gott mehr zu
brauchen. Und sie verstanden sich untereinander nicht mehr.
Wenn Menschen nicht mehr kommunizieren, gibt es bei den Therapeuten eine
gute Übung: jede der beiden Personen hat 3 Minuten Zeit auszusprechen, was
er dem anderen sagen möchte. Der andere hört nur zu und unterbricht ihn nicht.
Nach drei Minuten sagt der andere mit eigenen Worten, was er glaubt gehört zu
haben. Dieser Zwischenschritt ist heilsam. So gelingt Verstehen besser!
Auch der verstorbene Papst Franziskus hat eine neue Form der Kommunikation
eingeführt: auf runden Tischen sitzen Bischöfe und gewöhnliche
KirchenbürgerInnen – jeder hat 1 Minute Redezeit, dann Schweigen. So wird
Respekt vor den anderen gezeigt.
Im kirchlichen Bereich braucht es verschiedene Sprachen, durch die sich
unterschiedliche Menschentypen angesprochen fühlen:
• die einen brauchen mehr das Wort – biblische Texte; Vorträge; religiöse
Literatur (uns, die wir hier sind, ist diese Sprache geläufig). Für andere ist die
kirchliche Sprache aber veraltert und alltagsfremd.
• Und die fühlen sich mehr angesprochen durch die kirchliche Sozialarbeit
– Besuch bei Kranken, aufmerksames Zuhören, Begleitung in Not und Trauer.
Also die Sprache der Nächstenliebe.
• Einen anderen Zugang finden viele durch die Sprache des Feierns: bei
frohen kirchlichen Festen, wenn Höhepunkte im Leben mit kirchlichem Segen
gefeiert werden, fühlen sich viele angesprochen und beheimatet.
Die hebräische Sprache verwendet für den GEIST das Wort "ruach", einen
weiblichen Begriff, der wohl besagt, dass im Heiligen Geist besonders die
fraulichen und mütterlichen Seiten Gottes zum Ausdruck kommen.
Der Geist Gottes wirkt meist still und leise. Er ist wie eine Mutter, die
unauffällig immer für uns da ist und uns nie aus den Augen verliert. Dieser
Geist mit der Wärme einer Frau erfüllt das All. Diese mütterliche Liebe kann
nicht ruhen, solange wir Menschen nicht am Ziel sind.
Christi Himmelfahrt 2025
Am Tag der Begegnung zwischen jung und alt möchte ich zuerst über die
Jugend nachdenken. Junge Menschen haben für gewöhnlich einen scharfen
Sinn für Gerechtigkeit. Ich lese gerade das Buch von Anna Politóvskaja, eine
Journalistin, die 2006 von Putins Regime ermordet wurde. Sie schreibt da einen
Artikel: 20-Jährige stürmen die Arbeitsräume von Ministern und fordern den
Rücktritt Putins, während deren Eltern am Küchentisch sitzen, philosophieren
und nichts tun. Als die Eltern darüber befragt werden, wie sie zur Aktion ihrer
Jugendlichen stehen, die schwer bestraft wurden (20 Jahre Gefängnis), sagen
die meisten, dass sie stolz sind, weil ihre Jungen noch einen Sinn haben für
Gerechtigkeit, für Meinungsfreiheit kämpfen, in Opposition gehen gegen
grausame Machthaber.
Der hl. Benedikt schreibt in seiner Regel, dass die Jüngsten unbedingt gehört
werden müssen: sie haben ein gutes Gespür für richtig und falsch, einen
ungetrübten Blick und trauen sich hoffentlich auch etwas sagen.
Nun ein paar Gedanken zu den älteren Menschen - eine Schriftstellerin hat
gesagt: “Das Alter löst, oder es versteinert.” Das Ideal ist, im Alter loszulassen.
Ich brauch mich nicht mehr überall einmischen. Ich hab die Hände frei zum
Segnen. Darum sind Omas und Opas meist so beliebt, weil sie nicht mehr
erziehen müssen. Sie brauchen nur mehr wohlwollend da sein. - Das Alter ist
auch die Phase des Rückblicks – auf Gelungenes und Versäumtes. Der große
Philosoph Blaise Pascal, der in seinem Leben viel mitgemacht hat, schreibt:
“Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens
machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.” Darum dürfen wir gelassen
sein und gelöst... Im Alter denkt man gewiss auch immer häufiger an das, was
nach dem Irdischen kommt und bereitet sich vor auf den Himmel.
Die hl. Thérèse von Lisieux, + 1897, meinte: „Mein Himmel wird sich auf
Erden ereignen. Ja, ich will meinen Himmel damit verbringen, auf Erden Gutes
zu tun.“ Das ist die beste Vorbereitung.
Im Glaubensbekenntnis heißt es: vor seiner Himmelfahrt ist Er „hinabgestiegen
in das Reich des Todes“ (früher sagte man: hinabgestiegen in die Hölle), also
an den Ort der Gottferne, den Zustand totaler Einsamkeit und Verlassenheit.
Und was hat Jesus dort getan? Wohl auch nichts anderes als auf der Erde: den
Himmel offen gehalten für alle, die Hölle erfahren oder bewirkt haben. Wir
dürfen es diesem Jesus zutrauen, dass Er es fertig bringt, selbst Todfeinde zu
versöhnen.
Die Begriffe „Himmel“ und „ewig“ sind eigentlich keine Zeit- oder
Ortsangaben, sondern Qualitätsbegriffe. Wir glauben ja, dass es in der
jenseitigen Welt nicht mehr so wie hier das Gestern/Heute/oder Morgen gibt,
sondern sich alles im Jetzt ereignet. Wenn wir demnach jeden Sonntag oder
noch öfter Messe feiern, bedeutet das: heute erlöst Christus die Welt! Darum
halten wir es auch für sinnvoll, für Verstorbene zu beten – wir begleiten sie
gleichsam auf dem Weg ihrer Himmelfahrt.
35-Jahr-Feier Franziskuskapelle
Beim Herbergsuchen hier in Krühub wurde die Idee zur Errichtung einer Kapelle
geboren. 4 Familien – Zicker, Krühuber, Innenhaider und Kaiser pflegen seit vielen
Jahrzehnten mit den jeweiligen Lehrkräften diese adventliche Tradition. Man geht
am 1. Adventsonntag im Schein der Laternen zum 1. Bauernhaus, der Wirtsfamilie,
und bittet um Aufnahme (so wie seinerzeit Maria und Josef – nur denen ist es leider
damals schlechter ergangen). Dann folgt eine Andacht beim Herbergsbild rund um
den Adventkranz. Beim jungen Most und vielen Keksen wird der Sonntagabend in
froher Runde weiter gefeiert und am nächstens Sonntag geht’s von dieser Familie
weiter zur nächsten. Ende der 80er-Jahre entstand bei solchem Beisammensein der
Gedanke und der Entschluss, dass es gscheit wäre, auch diesseits der Krems ein
Gotteshaus zu errichten – die 5 Kirchen von Kremsmünster stehen ja alle jenseits des
Flusses (früher gab`s übrigens noch weitere 2 Kirchen drüben – St. Wolfgang in
Wolfgangstein und St. Sigismund bei der Ursprung-Quelle).
Die Familie Franz und Katharina Schreiner stellte bereitwillig das ideale Grundstück
hier am Waldrand zur Verfügung. Im Frühjahr 1989 standen auf dem Anger vom
Koaserholz (also irgendwo hier) ein paar Männer – der Bürgermeister, der
Baureferent, der Bauhofleiter, die Nachbarn, und der Koaser. „Wir wollen so bald als
möglich anfangen!“ sagte Franz Schreiner unmittelbar nach der Bauverhandlung. In
diesem Moment hielt am Straßenrand ein ICB, ein großer Traktor mit einem
Baggerarm am Heck. Der Fahrer war mit seinem Auftrag (irgendwo) früher fertig
geworden und gerade auf dem Rückweg. Kurz entschlossen bot er seine Hilfe an,
mit dem Gerät das Fundament auszugraben. Schnell wurde nach dem Bauplan
ausgesteckt und der Traktorfahrer hob dir Grube für die Grundfesten aus. So einen
zügigen Baubeginn hatten auch die Herren von der Gemeinde noch nicht erlebt.
Der Himmel hatte also den Herbergsuchern schon zu Beginn gehörig unter die Arme
gegriffen, und dieser glückliche „Fluss“ hat sich fortgesetzt (wie man sagt: wanns
lauft, dann laufts): ob Material- oder Geldspenden oder freiwillige Arbeitsleistung –
an nichts fehlte es. Und so konnte der Bau ohne die geringsten finanziellen Schulden
durchgezogen werden. - Kaum ein Jahr drauf, am 27. Mai 1990, fand die
Einweihung durch Abt Oddo (einem gebürtigen Kremsmünsterer, wenngleich
jenseits der Krems) statt. Die Kapelle wurde dem hl. Franziskus geweiht – nicht
etwa, weil der Koaser, der mit Abstand die meisten Stunden auf der Baustelle
verbracht hat, mit Vornamen Franz heißt, sondern weil Franz v. Assisi uns die Liebe
und Dankbarkeit für die gesamte Schöpfung vorgelebt hat.
Der Segen von der Einweihung begleitete die Kapelle bis heute. Nach wie vor ist sie
für viele Menschen ein beliebtes Ziel, um ein Licht zu entzünden und die Stille zu
spüren.
Für die Krühuber Schulkinder ist die Kapelle ein willkommener Ort für die
Schulmessen, für die Gemeinschaft der Herbergsucher dient sie als Ausgangspunkt
für das Brauchtum im Advent. Durch die Spenden für die Kerzen kommt immer so
viel zusammen, dass die Erhaltung leicht abgedeckt werden kann. Manchmal kann
sogar ein soziales Projekt mit dem Überschuss unterstützt werden. Das ist dann der
Segen der gemeinsamen guten Tat!
Ja, wir danken allen für dieses gelungene Werk und dass die Kapelle so gut gepflegt
und genutzt wird. Möge weiterhin viel Segen von hier ausgehen!
7. Sonntag Osterzeit
Die letzten Worte Jesu beim Zusammensein mit seinen Freunden war – laut
Johannesevangelium – ein Gebet um die Einheit. Einheit kann auf gewaltsame
Weise erzeugt werden – wie z.B. in der russischen Föderation im Jahr 2004
vom Innenministerium ein Gesetz erlassen wurde, das die Miliz ermächtigt,
kritische Meinungsäußerungen und vor allem regimekritische Versammlungen
sofort aufzulösen und Proteste niederzuschlagen. Eine Journalistin, die 1 Jahr
später vom Regime ermordet wurde, beschreibt das hier genau. -
Wahre Einheit, wie Jesus Christus sie versteht, gründet auf Freiheit. Einheit war
Jesu Herzensanliegen. Unser jetziger Papst hat bei den meisten seiner
bisherigen Ansprachen die Einheit besonders betont. Sein Vorgänger,
Franziskus, hatte schon eine beachtliche Gesprächskultur eingeführt, die
Respekt voreinander gebietet: auf runden Tischen sitzen Bischöfe wie Laien,
alle haben gleiche Redezeit, nach jeder Wortmeldung ist eine Minute Stille
einzuhalten, um über das Gesagte nachzudenken. So soll trotz unterschiedlicher
Meinungen leichter ein Konsens gefunden werden.
Ich möchte 3 Bilder für die Einheit verwenden. Als erstes das RAD mit den
vielen Speichen, die einerseits von der Mitte, der Nabe, gehalten werden und
zugleich in den äußeren Reifen eingespannt sind. Die Mitte ist Christus, der
Reifen die Gemeinschaft, die voll sein soll mit Luft, mit Geist. Alle die sich
integrieren, sozusagen sich einspannen lassen, sind gehalten und geben Halt,
sodass das Rad sich vorwärts dreht.
Ein Zweites: das Bild der URKIRCHE zwischen Himmelfahrt und Pfingsten –
die Apostel mit Maria, zum Gebet versammelt. Alle 12 stellen eine Einheit dar,
die etwas Großes bewirkt. Dem gemeinsamen Gebet ist eine besondere
Energie versprochen. In den alten Texten heißt es: als sie gebetet hatten, bebte
die Erde!
Ein Letztes: Gänse fliegen in V-Formation. Jeder Flügelschlag erzeugt für die
folgende Gans Auftrieb; die erste gibt die Geschwindigkeit vor, die hinteren
treiben die vorderen durch ihr Geschrei an; wenn eine Gans krank oder
schwach wird, begleiten 2 andere sie hinunter zur Erde...Die Einheit, das
Zusammenhalten ist eine große Kraft. Von der Tierwelt kann sich also auch der
Mensch einiges abschauen.
Der heilige Franz von Sales hat in der französischen Sprache ein Wort
erfunden, das es bis dahin noch nicht gab. Dieses Wort lautet „l’unidivers“. Auf
Deutsch: „Einheit in der Vielfalt“. Zur Erklärung bringt er das Bild der Musik.
Das Orchester besteht aus vielen verschiedenen Instrumenten – zusammen
erzeugen sie eine Symphonie, d.h. Wohlklang.
Dafür betete Jesus. Bitten wir den Pfingst-Geist, dass er hilft, die Einheit in der
Vielfalt in Kirche und Welt zu verwirklichen.
6. Sonntag Osterzeit 2025
Man kann beobachten, dass Menschen, die sich sehr gern haben, auch
im Lauf der Zeit immer mehr Ähnlichkeiten entwickeln, im Verhalten,
im Reden, ja sogar im Aussehen. Und manche Leute meinen sogar,
dass sich nicht selten Hund und Herrl ähnlich werden...
Es gibt eine Erzählung von einem besonderen Gesicht: Es war in
einem einsamen Dorf, das am Fuße eines großes Berges lag. In die
Felsen hatte das Wetter ein menschliches Gesicht eingeätzt, das weit
in die Landschaft schaute und durch seine riesigen Ausmaße streng
und ernst wirkte. In dem Dorf erzählte man sich: eines Tages werde
ein gütiger Mann kommen, der dem Felsengesicht Zug um Zug gleich
schauen und Gutes tun würde